Zurück zum Content

Bewusster Leben V – Wozu die Aufregung?

Nachdem ich die letzten Beiträge oft auf die Zeit zu sprechen gekommen bin, ist nun ein anderes Thema dran. Im Zuge meines Selbst-Experiments versuche ich auch, abzuwägen, wann eine Situation sich lohnt, sich darüber aufzuregen. Viel zu oft rasten Menschen aus, ohne dass irgendjemand den Sinn darin erkennen kann. Die Aufregung ist vollkommen umsonst, wertet die Situation unnötig auf und sorgt für schlechte Stimmung. Zum positiven ändert sich dabei nichts. Ich will nicht sagen, dass sich niemand mehr aufregen soll. Dies ist wichtig, um das innere Gleichgewicht wiederherzustellen. Aber keiner sollte sich ständig aufregen müssen. Wenn ich wieder in eine Situation gerate, in der ich ausrasten könnte, dann mache ich Folgendes:

1. Tief durchatmen. Was ist passiert? Warum berührt es mich?

2. Was passiert, wenn ich mich aufrege?

3. Kann ich die Situation ändern? Dann mache ich es. Kann ich sie nicht ändern? Wozu sollte ich mich dann aufregen?

Mit diesen drei Schritten komme ich sicher oft genug zu einem vernünftigen Ergebnis, das mich schneller an das gewünschte Ziel bringt, als ein sinnloses Aufregen…

1 kommentar

  1. Stefan Stefan

    Sehr aufregend.
    Ich meine: Das Leben kann sehr aufregend sein.
    Ohne, dass man sich aufregt.

    Sehr aufgeregt.
    Ich meine: Man kann sich schon mal aufregen.
    Ohne, dass man gleich ausrastet.

    Ich finde nämlich, das macht durchaus einen Unterschied.

    Ob es jemanden gibt, der noch nicht ausgerastet ist? Ich glaube nicht. So sehr ich mir vornehme, “nicht gleich auszurasten” und das auch schaffe, so komme ich doch hin und wieder in Situationen, wo “es mit mir durchgeht”. Das kommt nicht oft vor. Das kommt sogar extrem selten vor. Aber wenn es vorkommt, dann ist die Konsequenz daraus eigentlich genau eine Frage – von mir selbst und von anderen -: Wieso? Wieso passiert das?
    Gerade wenn wir uns Gelassenheit, Verständnis, Empathie und all das vornehmen, laufen wir vielleicht auch Gefahr, uns ein paar Mal zu viel auf die Zunge zu beißen. Weil wir dann in Wirklichkeit verwechseln, dass “sich nicht aufregen” nicht heißt “nicht sagen, was uns stört”.
    Die Gefahr jedenfalls ist groß, dass sich über die Zeit eine Menge anstaut, wenn wir uns immer mal wieder auf die Zunge beißen. Und wenn es dann schlecht läuft, dann erwischt uns eine Kleinigkeit in einem Moment, in dem wir uns nicht gut unter Kontrolle haben, in der uns für einen Augenblick die Gelassenheit, das Verständnis, die Empathie verloren geht. Und dann knallt’s. Ganz unkontrolliert. Wir faseln, nein, viel schlimmer, wir werfen Dinge durcheinander, vergleichen Äpfel mit Birnen, denken vielleicht sogar für einen Bruchteil einer Sekunde: Der andere ist doch eh gegen uns.

    Ist er aber bestimmt gar nicht. Warum sollte er? Ja, mit Gelassenheit, Verständnis und Empathie wissen wir das ja auch eigentlich. Aber da ist er schon dagewesen der Ausraster. Dumm gelaufen.

    Dumm im wahrsten Sinne. Dabei sind wir so dumm doch gar nicht. Eigentlich.

    Hätten wir uns besser mal ein bisschen offensichtlicher aufgelegt, als wir uns lieber auf die Zunge gebissen hatten. Hätten wir doch einfach gesagt, dass wir mit etwas nicht einverstanden sind, etwas nicht verstehen, irritiert oder gar verletzt sind. Hätten wir doch mal zugegeben, dass wir unsicher sind.

    Aufregen geht schließlich auch ganz leise. Zu leise, dass man sie vielleicht gar nicht als Aufregung wahrnimmt. Eine kleine Aufregung zu verbalisieren ist auch noch nicht laut, sondern im besten Falle klar. Laut wird sie erst, wenn sie außer Kontrolle gerät. Dann wird die Aufregung zum Ausraster.

    Was Daniel schreibt, ist schon richtig. Aber ich formuliere es anders:

    Die innere Aufregung ist sinnvoll. Sinnlos ist es, wenn wir sie nicht sinnvoll nutzen. Und wir haben es – solange es unsere innere Aufregung ist – in der Hand, wie wir sie kanalisieren.
    Eine Gratwanderung, die wir da täglich machen, in den kleinen und manchmal großen Konflikten, denen wir so über den Weg laufen.

    Aber das ist gut. Das macht das Leben schließlich aufregend.

Hinterlasse eine Antwort

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *