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Fassungslosigkeit…

Seit Tagen habe ich schon keinen Fernseher mehr eingeschaltet – zu groß war die Gefahr, dass man, ob man will oder nicht, in irgendwelche Michael-Jackson-Memorial-Sendungen gerät, die wahrscheinlich auf allen Sendern das Brauchbare verdrängen. Wen interessiert es denn, dass ein obskurer, offenbar völlig durchgeknallter Musiker, der von meiner Warte aus sich durch eine unglaubliche Überschätzung und Mittelmäßigkeit auszeichnete, nun nach der Einnahme von gefühlten achtzig Medikamenten selbst um die Ecke bringt?

Mich auf jeden Fall nicht.  Also Fernsehabstinenz – bis heute.

Ein wenig herumgezappt – und man landet bei RTL 2, wo ein Typ mit gefärbten Haaren und Holzfällerhemd mit todernster Miene in die Kamera blökt, dass er in eine  Dampflok verliebt ist. Doch dieser Mensch ist nicht irgendein Ferromobilist, der auf Züge steht – die sind ja, auch wenn sie die Sache durchaus todernst nehmen, noch harmlos. Doch jener Oliver liebt seine Lok und kauft beim Juwelier eine Kette für seine Angebetete aus mehreren Tonnen Stahl. Wo ist denn hier das Ironie-Schild? Fünf Minuten später schüttelt man erschüttert den Kopf über diese Skrupellosigkeit, mit der diese Leute ihre unfassbare Dummheit für fünf Minuten Pseudoruhm in die Kamera halten…

Sind die Menschen da draußen wirklich so? Man hofft ja immer noch, dass dem nicht so ist, doch die Hoffnung schwindet mit den Jahren. Da bleibt nur noch, Tocotronic zu hören:

“Alles was ich will ist / Nichts mit euch zu tun haben / Alles was ich will ist / Nichts mit euch zu tun haben / Alles was ich will ist / Nichts mit euch zu tun haben”

Und danach standhaft nicht Fernsehen, sondern einfach Bogart zur Nervenberuhigung  zu schauen: “Das unbekannte Gesicht”, Bogie und Bacall…

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