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So Zeug. Und Jahreszahlen.

Ich wollte mal wieder einen Jahresrückblick schreiben, hier in meiner kleinen Küche, die winters immer so kuschelig daherkommt. Aber irgendwie sind die Worte weg. Die schlauen Formulierungen, die überflüssigen Metaphern und der ganze andere Quatsch, den sowieso niemand liest. Aber gut, für eine Leserschaft schreibt man auch nicht, dann wäre man ja viel viel vorsichtiger. Bleibt’s halt weg, was soll’s. Heute Morgen in aller Frühe einen Geburtstagskuchen gebacken. Heute gibt’s Ferien, weswegen ich nicht viel Zeit hatte. Dabei gedacht, dass es seltsam ist, dass Eltern meist grantig sind, wenn man die Geburtstage ihrer Kinder vergisst, sich aber komischerweise keiner für den Geburtstag meines Kindes interessiert. Da ist sie wieder, die alte Debatte. Aber Leuten zu erklären, dass allein das Gebären Mutterschaft weder einläutet geschweige denn besiegelt, ist mir schon lange zu müßig und überhaupt ist das nur einer von tausenden Gedanken, die einem tagein tagaus so durch den Kopf schwirren. Jedenfalls gibt es Schokokuchen mit Vanillecreme, Kerzen zum Ausblasen, kleine Geschenke, bisschen Geld und Cola. In drei Tagen ist ja auch schon Weihnachten, da muss man strategisch schenken.

Gestern beim Weihnachtsessen der Theologen gewesen. Das war sehr schön. Nach über zehn Jahren hab ich mit so einigen Leuten zusammengearbeitet, aber nirgends fühlte ich mich bisher so wohl wie dort. Ob’s am Fach liegt? Weiß ich nicht, ist auch wurscht.

Na ja, Arbeit. Nach dem diesjährigen schaurigen Tiefpunkt in meiner „Karriere“ *lach*, komme ich beruflich nicht so recht wieder auf die Beine, obwohl der Übergang erst vielversprechend aussah. Vielleicht nagte die Sache doch mehr an mir, als ich ursprünglich zuzugeben bereit war. Denke ich heute daran, kommt es mir vor wie ein böser Traum. Manchmal überkommt mich eine rasende Wut und ich bin ganz fassungslos, dass so viel Arschloch in nur einer Person stecken kann, da möchte ich glatt mit einer Streitaxt losziehen und blindwütig Leute niedermähen. Und manchmal muss ich still lächeln, weil das alles so schrecklich albern war, so Teeniedrama und absurd. Die meiste Zeit denke ich aber nicht drüber nach und zweifellos war die Entscheidung richtig. Schlussendlich wird ein bisschen Luft holen auch erlaubt sein, dazu kam ich bis jetzt nämlich noch immer nicht so richtig. Irgendwas ist halt immer los und hält einen auf Trab, besonders wenn man Teenager hat.

Ansonsten denke ich immer lauter über eine Promotion nach, auch wenn einige, deren Meinung mir viel bedeutet, das für verschwendete Zeit halten. Ich bin mir da nicht so sicher und außerdem bin ich im Zeit verschwenden King. Aber ja, das wissenschaftliche Arbeiten ist eine Pein, das viele Lesen, das Name-Dropping, die oft ergebnislosen Stunden vorm Rechner und die Zweifel an der Themenwahl. Trotzdem – mir fehlt das Nachdenken über anderes als mich selbst und andere Menschen einfach kolossal. Ich war schon immer ein Analysemonster, das Hinterfragen und gegen-den-Strich-Bürsten ist einfach mein Ding.

Davon abgesehen stehe ich mit Design auch ein bisschen auf Kriegsfuß. Das sind dann immer so Phasen, die es schon immer gab. Zuviel Oberfläche und Schischi, der Kunde mit schlechtem Geschmack und immer die Frage, was meinen Geschmack eigentlich besser macht. Ich kenne die Regeln, das schon, aber bin ich deshalb die coolste Sau auf dem Parkett? Wohl kaum und das ist auch so etwas – diese ganze Coolness. Ich kann mich da selbst gar nicht ernst nehmen, wenn ich versuche, stundenlang über Schriften oder Farben zu reden. Spinne ich? Gegenprobe: Es macht ein Laden für biodynamische Lebensmittel auf – welche Hausfarbe wird’s wohl werden? Genau, es ist zu einfach. Dann wieder die Bäckerei Wagner mit dem beschissenen Logo, bei dem ich immer an eine Kfz-Werkstatt denken muss. Das macht mich dann ein bisschen wütend, weil es völlig egal ist, wie gut oder schlecht man ist, weil letztendlich entscheidet Glück oder das Parteibuch oder … ich kenn da jemanden, der jemanden kennt, der sowas kann… Heute macht einfach jeder auf Grafiker und ich kann’s den Leuten nicht mal verübeln, weil’s Spaß macht, das schon. Aber ich bin so müde. Ich mag nicht mehr über fremde Layouts reden und so tun, als gäbe es richtig und falsch. Das gibt es nämlich nicht und jeder, der sich da aufplustert, hat per se schon Unrecht. Richtig ist, was gekauft wird, it’s as easy as that. Besides: Ich habe Schwierigkeiten, mir mich selbst als 45-jährige Grafikerin vorzustellen, da komme ich mir heute schon albern vor, wie so ne Hippietante, die sich weigert, erwachsen zu werden. Schwer zu beschreiben, jedenfalls nicht eindeutig. Und ja, nichts ist jemals eindeutig, aber ich weiß einfach, dass ich das nicht ein Leben lang machen will – call it intuition, mir egal.

Ich weiß noch, wie ich Ende letzten Jahres ziemlich geschafft war und riesige Hoffnungen für 2012 hatte, aber 2012 wurde nicht minder fordernd. Und doch, vom Ende her betrachtet war es besser. Es war noch anstrengender, was ich gar nicht für möglich gehalten habe, aber für die meisten Sachen gilt: Es wird immer erst schlimmer, bevor es besser wird. Und so kann ich zurückblicken und viel Positives sehen. Man muss Ereignisse eigentlich immer vom Ende her betrachten und nicht nur danach fragen, was passiert ist, sondern vor allen Dingen danach, was man daraus gelernt hat. Und bei dieser Bilanz stehe ich mit beiden Beinen fest im Haben. Das nächste Jahr ist ein völlig unbeschriebenes Blatt. Ich kann mir vornehmen, was ich will.

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