Seit einigen Monaten (naja – es waren jetzt knapp zwei Monate) führe ich ein Selbstexperiment durch. Der Arbeitstitel dafür: Bewusster leben. Ich habe gemerkt, dass vieles einfach an mir vorbeigeht und eigentlich viele Situationen existieren, die jeder in vollen Zügen genießen sollte. Dies geht einher mit dem Blick auf die Zeit. Je mehr wir die vorhandene Zeit genießen statt mit Verdruss und Langeweile zu füllen, desto mehr haben wir von ihr. Der erste Schritt dafür ist, mehr Geduld zu haben. Wie oft sprang ich von einer Veranstaltung in die nächste, achtete nicht auf das Gesagte und Getane und langweilte mich, wenn die Veranstaltung nicht abwechslungsreich genug erschien? Dabei ist das lediglich ein Ausfluss unserer hektischen Gesellschaft. Wir wollen ständig “Action”. Wir wollen ständig “Neues”, “Spannendes”, “Ungewöhnliches”… Wenn wir das Vorhandene aber nicht schätzen lernen, wird uns noch viel schneller langweilig. Dies ist in etwa so wie eine Droge, von der wir jedesmal mehr bräuchten.
Ich beschloss nun, dem für mich ein Ende zu setzen und überlegte, wie ich das tun könnte. Der erste Schritt war, meine Zeit besser einzuteilen und vor allem massiv zu entschleunigen. Dies fiel mir am Anfang sehr schwer. Zum Beispiel halte ich mich mittlerweile weitgehendst an sämtliche Geschwindigkeitsbegrenzungen. Dazu gehört auch, dass ich Schrittgeschwindigkeit fahre, wenn ich eine Spielstraße entlang fahre. Meine Eltern wohnen in einer Spielstraße – ganz am Ende – eine Sackgasse. Ich muss an die 200 m mit 6 km/h fahren, um zu ihnen zu gelangen. Dies frisst sehr viel Zeit. Mehr noch: Die anderen Nutzer der Straße sind es gewohnt, mindestens 3x so schnell zu fahren. Dementsprechend fahren sie hinter mir dicht auf und machen Druck. Dem standzuhalten ist nicht einfach. Dennoch habe ich das durchgezogen. Ich habe gelernt, mich in Geduld zu üben, auch wenn der Druck wächst. Dadurch bin ich insgesamt viel entspannter geworden. Ich will nicht mehr alles sofort mit der Brechstange erreichen, sondern kann bewusster und sorgfältiger eine Aufgabe angehen…
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