Man hat ja schon manchmal eine Macke, das kann man ruhig gelegentlich zugeben. Heute war es mal wieder soweit, denn man schleppte sich nach einem langen Arbeitstag nach Hause, öffnete den Briefkasten, fischte missmutig die Post von den Stadtwerken heraus und die elende CDU-Wahlwerbung, letztere natürlich sofort mit angeekeltem Gesichtsausdruck, aber eleganter Handbewegung in die Altpapiertonne werfend – aber da, ganz hinten leuchtete es verheißungsvoll hervor: Der neue Ikea-Katalog!
Wochenlang harrte man schon der Post aus Schweden, hatte schon Visionen von feschen schwedischen Damen in schicken Kleidchen, die fein säuberlich gestapelte Kataloge zur Post in Agunnaryd tragen, und nun endlich war er da und der Abend gerettet. Keine Arbeit, keine Studie, sondern gemütliches Blättern und Nachsehen, ob alle die alten Bekannten noch vertreten sind.
Noch auf dem Weg zum Sessel wunderte man sich über die Größe, ein Vergleich mit den beiden letzten Katalogen – ja, ich habe noch den 2008er zuhause, schäme mich dafür aber nicht – zeigte, dass die Vermutung richtig war: wird auch immer kleiner. Ein erstes Blättern, aha, übersichtlicher als der blöde 2009er, erfreut vermerkt, dass bis auf ganz wenige hässliche Dell-PCs nun wieder fast ausschließlich Macs zu sehen sind, sogar ein schnuckeliges 13er iBook ist da auf dem PS-Arbeitsplatz, noch eines mit den leicht durchsichtigen, weißen Tasten, beinahe nostalgische Gefühle überkommen einen da.
Doch dann der Schock: Wo ist denn Värde? Immer wieder hatte man sich gedacht, dass man, wenn man mal Kohle hätte, sich diesen netten Värde-Schrank kaufen würde und jetzt? Aus, vorbei, hat ihn nun das Schicksal von Magiker oder dem 60er-Billy ereilt? Verunsichert gleich mal den Rechner angeworfen, doch Glück gehabt, da gibt es das Ding noch. Mannmann, wieso steht da im Katalog nichts von? Unverantwortlich!
Geschmunzelt hat man mal wieder über die treffenden Namen, auf die Idee, Schubladen mit Fächern schlicht Anordna oder eine Badezimmerserie Godmorgon zu nennen, muss man auch erst mal kommen, und übrigens keine groben Schnitzer dabei wie weiland das berüchtigte Kinderbett Gudvik, das dank einer unglaublich hysterischen BILD-Kampagne dann aus dem Programm genommen wurde…
Ach ja, auch beim Wohnungsbeziehen ist eine umfassende Kenntnis des Kataloges ungemein hilfreich, so kann man nämlich schon beim Ausmessen der neuen Wohnung trotz des ganzen Gerümpels der Vormieterin spontan berechnen, dass die drei Bücherregale und das Bett locker auf diese Seite passen, denn Billy+Billy+Billy+Malm ergibt halt 3,96m, klar, oder?
Und irgendwie ist es ganz spaßig, in Musestunden nach den kleinen Details und versteckten Highlights des neuen Kataloges zu forsten – solange es bei solchen Macken bleibt, kann man noch einigermaßen beruhigt sein…
Oha, da ist jemandem wohl der allerneueste Streich der Schweden nicht aufgefallen. Der SZ ist es sogar einen ganzen Artikel wert. Schon mal die Schrifttypen genauer verglichen? 😉
Siehe auch: http://www.sueddeutsche.de/,tt6m1/wirtschaft/817/486235/text/