Eigentlich mag ich die nette kleine Firma mit dem angebissenen Apfel ja ganz gerne, auch wenn der Laden mittlerweile nicht mehr ganz so klein ist und manchmal auch nicht mehr ganz so nett. Aber eines muss man Apple lassen: Sie bauen immer noch sehr ordentliche Rechner, die sich angenehm bedienen lassen und nebenbei auch noch ganz schick sind (man beachte die Reihenfolge!).
Umso größer war das Entsetzen, als sich Mac Nummer 34 plötzlich von seiner zickigen Seite zeigte: Der Mauszeiger meines Macbooks bewegte sich plötzlich wie von Geisterhand von selbst, klickte wahllos und legte vorsorglich mal ein paar neue Ordner an. Und das alles ohne mein Zutun?
Sofort souverän reagiert, Bluetooth aus, Airport aus, ha, hat sich da jemand in mein Netz eingeschlichen und möchte mich ärgern? Nicht mit mir! Aber: Das Macbook erfreute sich weiter an der neuen Freiheit. Im Kopf nochmal die letzte Keynote von Steve durchgegangen: Vielleicht eine neue Erweiterung des Systems? It´s not a bug, it´s a feature? Nee, dann muss die Kiste wohl doch kaputt sein.
Im Netz nachgesehen, wo der nächste Händler ist (man hat ja seinen Zweitmac): Frankfurt, Apple Store. Na dann. Dort zufällig vorbeigewandelt, da man eh kurz darauf in Frankfurt weilte: Nee, abgeben ist nicht, dazu braucht man einen Termin an der Genius Bar. Aha.
Das ist ja wie beim Arzt: Ohne Termin keine Operation. Naja, wenn es zur Vermeidung von Wartezeiten dient, meinetwegen. Wochenends darauf also mit Termin, Rechner und netter Begleitung (immerhin) ausgestattet wieder hin, den Kleinen abgeben. Etwas bizarr wirkt das Ganze dort schon: Man wird von einem Typen mit iPad abgeholt, der einem seinen “Genius” (die nennen das wirklich so) zuweist. Dort wird einem dann mit gesenkter Stimme erklärt, wieso man jetzt das Kabel in die Netzwerkbuchse stecken müsse, als ob es darum gehen würde, einem herzzerreißend weinenden kleinen Töchterchen eine schmerzhafte Zahnbehandlung angedeihen zu lassen. Fast bereute ich in diesem Moment, kein buntes Heftpflaster mit Drachen drauf aufs Display geklebt zu haben und fühlte mich kurz total herzlos. Mit sorgenvoller Miene wurde einem dann vom “Genius” erklärt, dass das Gerät nun aber leider hier bleiben müsse, um repariert zu werden. Man ist kurz davor, zu fragen, wann denn die Besuchszeiten sind, an denen man dem lieben Kleinen Trost spenden kann.
Das ganze Brimborium ist zwar interessant, aber auch gleichzeitig hochgradig albern und von einem derart aufgeblasenen Marketingsprech flankiert, dass einem ganz blümerant wird. Eine Nummer kleiner könnte da auch nicht schaden – immerhin geht es darum, einen Rechner zur Reparatur zu bringen. Da brauche ich keinen “Genius”, der mir wahrscheinlich nicht mal erklären kann, welche Batterie in eine Pizzaschachtel kommt (na, welcher Rechner ist damit gemeint?), keine Leute, die mich enthusiasmiert begrüßen, als wenn sie mich seit Jahren kennen würden und ewig nicht gesehen haben. Und der arme Patient ist eben eine Maschine, die nicht ordnungsgemäß funktioniert. So einfach ist das. Klingt herzlos? Ist aber so.
Zumindest ein bisschen.
Hoffentlich wird der Kleine bald wieder entlassen, der bekommt doch Angst unter den ganzen fremden, riesigen iMacs…
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