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Zwei normale Brötchen, bitte…

Wie schön wäre es, wenn man diesen Satz in der Bäckerei seines Vertrauens einfach mal fallen lassen könnte und dann dafür auch besagte Brötchen bekommen würde. Nein, da wird man urplötzlich gefragt: “Wollense Weltmeister oder Frrrrischling oder Handbrötchen oder lieber Urweck?” Als ob man von der schieren Auswahl an Gebackenem nicht sowieso schon überfordert wäre. Weltmeister? Sehen die wie Spieler aus oder wenigstens wie Fußbälle? Kann man die Frischlinge mit den vier bis fünf “r” denn mehrere Tage aufheben, ohne dass man damit Leute erschlagen könnte? Spätestens bei der naiven Vorstellung, ein Handbrötchen würde wie eine Hand (DAS wäre mal originell) oder ein Urweck würde seinem Namen Ehre machen und wie die Urform eines Brötchens aussehen, steht man endgültig als Bäckereilegastheniker da.

Von Körnerbrötchen ganz zu schweigen, da gibt es ja noch mehr Varianten als Finger an beiden Händen. 35 Brötchensorten gebe es in seinen Filialen, so brüstet sich eine Marburger Bäckerei. Die Frage, die sich einem stellt, ist: Wieso eigentlich? Bei dem Bäcker, bei dem ich das Einkaufen lernte (denn ich durfte da als kleiner Junge immer ganz stolz das Geld, das mir meine Mutter oder mein Vater in die Hand drückte, der Verkäuferin geben), gab es als Auswahl: Normale Weck (so heißen die in der Pfalz), Körnerweck und Laugenweck. Fertig. Und, hat mich das zu einem Unmenschen gemacht? Ich glaube nicht. Dazu waren die Dinger auch noch extrem lecker, da selbst gebacken.

Ich bin jetzt schlicht und ergreifend dazu übergegangen, die Brötchen, die ich haben möchte, einfach zu beschreiben. Und an “Geben Sie mir zwei von den runden, bräunlichen Brötchen dahinten neben dem einzelnen Baguette” kann wohl keiner rumnörgeln, oder? Dazu brauche ich nur zu wissen, was ein Baguette ist – und das weiß man: das isst der Franzos’ zum Rotwein mit Käse (was übrigens auch für Nichtfranzosen eine äußerst angenehme Form der Abendverköstigung ist). Kniffliger wird es schon bei den ewig frisch bleibenden, von mir sehr geschätzten “hellen, eckigen Brötchen zwischen den Apfeltaschen und den Brezeln”, denn Apfeltaschen heißen da – so glaube ich – auch anders, während die Brezeln komischerweise überall Brezeln heißen. Doch in meiner Stammbäckerei weiß man trotzdem, was ich will. Da bekomme ich sogar ein Kürbisbrötchen eingepackt, wenn ich ein Sonnenblumenbrötchen bestelle, denn die verwechsle ich immer und hier musste ich früher immer korrigieren.

Nur heute wollte das nicht so ganz klappen, denn ich war spät auf dem Weg von der Uni aus nach Hause, da hatte nur noch jene Bäckerei offen, die 35 Sorten anbietet. Ich also rein – zum Glück war jemand vor mir dran, so konnte ich mich erstmal orientieren – und verlangte tapfer zwei “von den dunklen, rechteckigen Brötchen da vorn mit dem gelben Kram drauf”. “Das sind Kornecken” grimmte es mir entgegen. Meine vorsichtige Frage “Sie meinen auch die rechteckigen?!” stieß auf noch mehr Unverständnis und einen ungeduldigen Blick der Verkäuferin. Ich nahm dann zwei Laugenbrötchen, die konnte ich wenigstens identifizieren. Aber Lust drauf hatte ich nicht so richtig und in jener Bäckerei sind die auch nicht gut. Die rechteckigen mit dem gelben Kram drauf hingegen, die sahen wirklich lecker aus…

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