Neulich stand ich vor einer Entscheidung. Es gibt Entscheidungen, die leicht zu treffen sind, weil man sich verantwortlich und fähig fühlt, etwas zu erreichen. Dann gibt es die Entscheidung, wo nur eines zutrifft und man tut etwas, obwohl man sich nur verantwortlich, aber nicht unbedingt fähig fühlt und dann gibt es als letztes die Entscheidung, die neulich zu traf, die leicht zu treffen war, weil man sich schon fähig, aber nicht verantwortlich fühlte. Was will man da machen?
In der WG werden solche Sachen ständig an einen heran getragen.
“Jemand müsste mal den Vermieter anrufen und ihm sagen, dass der Wasserhahn tropft. Hast Du nicht seine Nummer?”
“Klar habe ich seine Nummer, die hängt seit 2 Jahren an dem Klemmbrett dort drüben.”
“Ja, aber Du hast Sie schon bei Dir im Handy gespeichert.”
“Was? Also wenn dich das Tropfgeräusch dieses Wasserhahns so sehr stört, tu Dir bitte keinen Zwang an. Dabei kannst Du den Vermieter auch gleich mal fragen, was mit der Nebenkostenabrechnung ist.”
Und dann kommen diese Appelle an den Umweltschutz. Nur weil man einmal seine politische Richtung kund getan hat, denken diese Mitbewohner, sie können an die Verantwortung appellieren. Welche Verantwortung eigentlich?
Daraus entstehen dann Küchendiskussionen, die ins Nichts verlaufen. Jeder, der sich daran beteiligt, weiß schon vorher, dass das nicht fruchten wird. Aber wenn man schon in der Küche steht, wieso da nicht einfach mitmachen. Auch wenn man gar nicht in der WG wohnt, sondern nur zufällig gerade da ist, gibt man doch gerne seinen Senf dazu.
“Nö ich sitze doch. Das Eis von Lukas ist echt lecker, solltest Du auch probieren. Ich bin der Meinung, du solltest anrufen.”
“Weißt Du, das interessiert mich nicht, was du dazu denkst. Ich stehe hier nur in der Küche, weil Du den einzigen Platz blockierst und ich Sabines Nudeln noch aufessen möchte, bevor sie heim kommt. Das reicht schon, dass die Nudeln kalt sind und irgend so ein Idiot die Mikrowelle kaputt gemacht hat. Ich frage mich sowieso, wie man eine Mikrowelle zerstören kann. Die Dinger wurden vor 50 Jahren erfunden und laufen seitdem ununterbrochen und natürlich ist unsere hier in der WG die einzige die je kaputt gehen konnte, und blockiert wichtigen Stauraum und keiner kümmert sich darum.”
“Man könnte sie ja mal auf den Dachboden bringen?”
WG Dachboden. Der Dachboden ist nur über eine wacklige Leiter erreichbar und irgendjemand dachte mal – das war noch, als hier wirklich ambitionierte Leute in der WG gelebt haben – man könnte diesen Raum dort oben herrichten, um ein Wohnzimmer zu schaffen.
“Alles klar. Das Ding hat noch nicht mal eine Dachisolierung.”
“Ach das ist alles bloß eine Frage der richtigen Kleidung.”
“Ich habe dort oben schon 5 Wespennester gezählt.”
“Die sind doch alle schon uralt, da oben leben keine Wespen mehr.”
“Ja genau. Die wissen eben auch wo es gemütlich ist. Ich wünsche Euch viel Spaß beim saubermachen.”
Das war eine leichte Entscheidung, sich dort herauszuhalten. Seitdem hat der Dachbodenstauraum einen Teppich und Wandläufer. Gehen kann man dort natürlich immer noch nicht, weil nach der ersten Zwischenmiete dort ein ganzes Zimmer zwischengelagert wurde, bis auf die Möbel, die nicht durch eine 1×1-Meter-Luke passten.
Seitdem ist der Dachboden voll. Und das obwohl der Mieter schon seit einem Jahr wieder da ist – Hallo Hannes! – kann man oben immer noch nicht wieder durchgehen. Anscheinend, waren die Sachen nicht so wichtig, wenn er sie in Indien auch nicht gebraucht hat.
Jeder Karton landet auf dem Dachboden. Man könnte ihn ja nochmal benötigen, um das Gerät zwecks Garantie wieder einzuschicken. Da man dort nicht mehr laufen kann, wird die Luke einfach geöffnet und der Karton so weit wie möglich hineingeworfen. Da Sabine dabei nicht weit kommt, hat sich direkt neben der Luke eine riesige Wand aufgebaut.
Falls es dort oben mal zu heiß wird, ist da jede Menge Brennstoff, um den Dachstuhl mit abzufackeln.
“Wir könnten ja mal den Dachboden aufräumen.”
“Klar könnten wir. Lasst uns mal einen Termin finden. Im nächsten Jahr sollte ich an einem Dienstag im November Zeit dafür haben.”
“Wie wäre es nächste Woche?”
Schon wieder eine leichte Entscheidung. Das WG-Leben ist in dieser Hinsicht ein echter Segen, solange eine latente Brandgefahr und ein wenig viel Dreck einem nicht den Appetit auf kalte Pasta versauen können.
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