Es gehört zur Vervollständigung eines jeden Jahres wie Zwiebeln aufs Mettwurstbrötchen, das kritisch-nostalgische Herauskramen, Mustern und Einschätzen von Ereignissen eines Jahres, und zwar des letzten. Bei der Auswahl dessen, was wichtig gewesen ist, helfen uns die, die uns das Sortieren in Töpfchen und Kröpfchen permanent abzunehmen vermögen, die Medien.
Und jetzt, da die Jahresuhr auf Zehn vor Zwölf steht, hauen sie noch einmal alles raus, was die analogen und elektronischen Archive so hergeben: Menschen, Krisen, Krankheiten und Jubileen, die nur deshalb von Bedeutung sind, weil sie uns alle anzugehen versuchten. Wir alle haben 2009 die alten Michael Jackson Platten wieder aufgelegt und einander berichtet, wo wir am 09.11.89 gewesen sind und im Fernsehen weinende und über Mauerwerk sich erhebende Ossis und Wessis beobachtet haben. Wir haben unser Geld dieses Jahr nicht an der Börse angelegt, sondern mit vollen Händen rausgehauen. Wir haben unsere Bäder mit Desinfektionsspray ausgestattet, weil Tante Erna und Kollege Meier jemanden kennt, der jemanden kennt, der mit Schweinegrippe zuhause liegt. Und während die Medien über richtig und falsch einer Impfung noch diskutierten, waren wir uns ziemlich sicher, mit dem Rest Tamiflu, das noch von der letzten Hysterie im Kellerschrank lag, über die Runden zu kommen.
Alles in allem sind wir gut durchgekommen durch die medialen Ereignisse. Ist aber klar, denn, mal ehrlich, was geht uns das alles an? Wir werden informiert und dann bilden wir uns unsere eigene Meinung, nach der wir uns verhalten. Die holen wir uns bei denen, denen wir vertrauen, den Freunden, Verwandten oder bei Doktor Jürgens von nebenan, der uns nicht abzocken will, sondern 5 Jahre studiert hat und weiß, wovon er spricht.
Unser jeweils eigenes, ganz persönliches 2009 sieht ganz anders aus als das, was da im Fernsehen rekurriert wird. Und genau dieses individuelle 09, das ist es, was wir am Ende eines 12monatigen Abschnitts zelebrieren sollten. Und zwar mit denjenigen, die unser Jahr begleitet und mitgestaltet haben, die für uns da waren, mit uns gebangt und gelacht haben, die uns die Welt erklärt oder uns für verrückt erklärt haben. Und so prosten wir, die wir auf 20 unterschiedlichen Partys verstreut sind, uns dennoch in Gedanken zu und rufen:
„Stößchen, ihr Lieben! Ich freu mich auf das neue Jahr mit euch!“
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