Was vorgestern noch als Menetekel zu vermeidenden Unheils überdimensioniert an der Bushaltestelle beworben wurde, war heute also schon schrille Realität: Promi BigBrother. Ja, ganz Recht. Nicht gerade eingepfercht vertreiben sich einige *hust* Promis die Zeit und fläzen sich auf Gold glänzenden Barhockern, deren Plastik-Bling-Bling so raumfordernd ist, dass die Herrschaften darauf wie Puppen im Puppenhaus der elfjährigen Paris Hilton wirken; damals, in den Neunzigern, als Barock noch schick und der Glööckler noch jung war – oder sie schlafen im synthetischen Waldidyll zwischen kronenlosen Birkenstämmen. Ich brauch Tapetenwechsel, sprach die Birke und landete in der denkbar unwürdigsten Position unseres geliebten Privatfernsehens… während schlecht geliftete Damengesichter, trendy tätowierte Herrenbrüste und bis zur Unkenntlichkeit blondierte Schillerlocken sich ein Stelldichein bieten und noch unentschieden bleibt, wer zuerst auf die Bad-Taste-Aftershowparty darf.
Aber dann – in einer Mischung aus Fassungslosigkeit und voyeuristischer Faszination auf den Bildschirm starrend – traf es mich: Der Geistesblitz. Na klar, dachte ich, das ist die klügste Regierungsstrategie ever, dem allseits beklagten demografischen Wandel entgegenzuwirken. Und so stelle ich mir vor, wie der sanftmütige Blick des ewig müden Karl-Heinz vom Bildschirm herüber zu seiner ebenso unterforderten Frieda schwebt. Er zögert kurz, wägt den Einsatz gegen den Nutzen ab, beschließt, dass er nur gewinnen kann und grummelt seiner Frieda zärtlich ein einziges Wort ins Ohr. „Vögeln?“, fragt er und reißt damit seine Frieda aus ihrer Trance. Einen kurzen Moment glotzt sie ihn leer an, gerade so, als würde sie ihn nicht erkennen, atmet ein, öffnet den Mund und formt ein stummes „A“ – für „aber“ –, schließt ihn wieder und zuckt nur gleichgültig mit den Schultern.
Eine großzügige halbe Stunde später – während die Bildröhre noch nachleuchtet und unser Karl-Heinz es sich schon im privaten Schlaraffenland seiner bescheidenen Träume gemütlich gemacht hat – macht sich in Friedas Uterus ein kleiner Krieger auf den Weg, den Geheimauftrag der Regierung zu einem vielleicht erfolgreichen, mindestens aber zufriedenstellenden Abschluss zu bringen.
Und wenn das kein Happy End ist, dann weiß ich auch nicht.
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