ich lese gerade die geschichte der raf von willi winkler, weil es mal ein seminar dazu gab und ich mich damals nicht aufraffen konnte, weil irgendwie erschien es mir nicht so wichtig, über die filme kann man auch ohne ganz gut reden, das ist das problem an meiner huschhusch-mentalität, diese seichten tauchgänge, nach denen man glaubt, man wüsste, was los ist, aber eigentlich weiß man gar nichts, nur gerade genug, um zurecht zu kommen, einen richtig guten schein zu kassieren und ende, aber das buch hab ich trotzdem gekauft, weil man weiß ja nie, irgendwann wird man groß und dann braucht man sowas, bzw. möchte sowas wissen und dann steht man dumm da, so ganz ohne buch. vielleicht ist das auch der letzte rest besatzersau in mir, den das gar nicht interessiert hat, das deutsch-historische, aber es gibt halt schon diese reibung, die kann ich nicht leugnen, auch wenn ich bis heute nicht dahinter komme, was genau ich damit meine.
aber ich schweife ab.
jedenfalls, das buch. gut geschrieben, zumindest überaus lesbar, aber viel deutung vorweggenommen, hier und da ein witzchen auf kosten der kopflosen irren, die er da beschreibt. riecht ein bisschen nach erziehung, nach dem motto: also nur, dass sie mich da nicht falsch verstehen, gell? die waren schon ziemlich bescheuert und planlos und eigentlich kann ich es selbst kaum glauben, dass die solche wellen geschlagen haben, so doof, wie die waren, aber ich erzähl’s ihnen trotzdem. noch’n bier?
aber das stört mich nicht, ich war in geschichte immer schlecht, weil der ton mir nicht gefiel. so trocken und lustlos, vorbei eben, also warum jetzt noch verausgaben. ab irgendwann hab ich dann einfach geschwänzt, war beim bäcker frühstücken, jeden donnerstag in den ersten beiden stunden. aufgefallen ist das nie. nur ein lehrer war bombe, aber da war schon alles aus. wirklich alles.
aber darauf wollte ich gar nicht hinaus.
genau, also. das muss eine irre zeit gewesen sein. vielleicht ist winklers augenzwinkern auch der einzig gangbare weg dahin, um den leser vor dem verlust seiner unschuld zu bewahren. ach, was red‘ ich, das mein ich gar nicht, aber die begriffe kommen nur so schleppend. das muss man mir nachsehen, ich bin ein springer-kind, die BILD war unser täglich brot, ob wir wollten oder nicht, und für den alten herrn waren das alles nur steinewerfer, sind sie jenseits der cdu auch heute noch und für extremere töne bleibe ich nach wie vor taub, das lernt man bald.
aber darum geht’s gerade gar nicht.
also, das buch. ein bisschen war ich wohl in die dozentin verliebt. nee, nicht so. also, ich mochte die, das schon, aber ich muss einen lehrkörper nicht mögen, um unterricht gut zu finden. aber die fand ich einfach gut. intelligent. voller verve. klar. mit einem anliegen. so gar nicht larifari, aber auch nicht elfenbeinturm, wobei das eine das andere ja nicht ausschließt. leidenschaftlich. ach, schwer zu beschreiben. da müsste man jetzt vergleiche zu den DiMiDos anstellen und dazu fehlt mir jetzt der schneid. oder doch, vielleicht so: selbstbewusst genug, um sich nicht hinter der unnahbarkeits-attitüde eines akademischen lehrkörpers verstecken zu müssen, schließlich geht’s um den stoff und nicht um die person am pult. in solch exponierten positionen von sich selbst abstrahieren zu können, ist eine eigenschaft, die ich sehr schätze. aber in so einer welt leben wir ja nicht, zum beispiel weiß ich nichts über steinbrücks politische stoßrichtung (ja, spd, aber was heißt das schon?), aber eine menge über seine auffassung von sich selbst. mir verbietet keiner den mund! geht halt nicht um dich, du honk. aber ach. dabei les ich zeitung, aber behalten hab ich nur, was mir die lust verdirbt. und sehr wohl geht es bei politik um lust, schließlich dirigieren die mein leben, die säcke, und das hat viel mit lust zu tun. also bitte.
mensch! fokus!
ich bin grad bei der baader-befreiung angekommen, also eigentlich hat die chose gerade erst begonnen, aber der weg dahin ist schon faszinierend. ich meine, war klar, dass der stufenlose übergang vom alten ins neue nicht ohne wiederhall bleibt, das musste ja einige empören. angesichts dessen waren’s ja dann doch nur recht wenige. da ist sie wieder, die reibung, da ist etwas, das ich nicht verstehe. zum vergleich ist mir die amerikanische geschichte wesentlich zugänglicher, ich kann mir selbst das alles erklären, bis hin zur tea party ergibt das für mich sinn oder ist plausibel, wenn auch hanebüchen. aber das hanebüchene ist erträglich, wenn es plausibel ist. so nahe war ich deutschland nie. auch heute nicht. ich versteh schon, dass das manche nervt, ich reite schon recht oft darauf rum, aber ICH.VERSTEHE.ES.EINFACH.NICHT.
aber wirklich!
die groben fakten sind mir schon vertraut, ganz ohne wäre das mit dem seminar auch schief gegangen, aber winkler versucht gleichzeitig, den zeitgeist nachzuzeichnen. überhaupt sollte man sich wohl öfter diese mühe machen. dabei weiß ich gar nicht, was der winkler für einer ist und wahrscheinlich muss man sich da schlau machen, nicht, dass man jemandem auf den leim geht, mit dessen himmelsrichtung man möglicherweise ganz und gar nicht einverstanden ist. so ist das eben. irgendjemand hat’s geschrieben und für bare münze nehmen kann man eigentlich nichts. und selbst was man über denjenigen liest, hat irgendwer geschrieben, also kann man das auch nicht einfach unverdaut schlucken. ein ziemlicher rattenschwanz für so ein bisschen bildung, die x jahre später vielleicht gar nichts wert ist. da fällt mir ein, ich hab mal john searle wie wir die soziale welt machen angefangen. musste ich weglegen, das ging einfach nicht. U.N.L.E.S.B.A.R. und die erkenntnis ist auch einfach: sprache. wir machen die soziale welt mit sprache, bzw. durch sprache wird die welt zu einer sozialen. zack. aus. so what else is new? echt jetzt, das hat mich enttäuscht, weil, im ernst, ist das nicht ganz klar? wie denn auch sonst? wettrülpsend kann man kein urteil fällen oder ein gesetz verabschieden oder oder oder. lustig, merk ich, dass ich bei ‚sozialer welt‘ gleich an gericht und gesetze denke. dabei spielt sprache uns ja ganz übel mit, man verliert sich so schnell in ihr. oder nee, man verliert so schnell das wesentliche. wer kennt das nicht? zum beispiel hört man musik und ist hin und weg und dann will man jemandem davon erzählen, die begeisterung mitteilen und nur wenige worte später ist die musik kaputt. aus mickey mouse. und doch tu ich fast nichts lieber als schreiben. paradox, nicht wahr? na ja, ganz so einfach macht der searle es sich nicht, er gibt sich schon richtig viel mühe, sich an den details abzuarbeiten und ich hab das buch ja auch nicht fertig gelesen, also vielleicht hab ich die entscheidende pointe auch verpasst.
also na ja. so eben. ne?
Gib als erster einen Kommentar ab