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Meine freie Zeit – Tag 2 & 3

(Was wohl nicht wirklich zählt, weil die meisten Menschen Samstag und Sonntag frei haben … hmmm … egal.)

Stadtfest. In „meinen Kreisen“ rümpft man ja gerne mal die Nase, legt die Stirn kritisch in Falten und findet Stadtfeste eigentlich gänzlich bescheuert. Brot und Spiele für den Pöbel bzw. billige Unterhaltung und schlechtes Essen, von dem man nur Sodbrennen bekommt.

Ich mag Stadtfeste. Diese privilegierte Weltanschauung, die man sich in schweißtreibenden Jahren angelesen hat und mit der man sich – sie seither demonstrativ vor sich her tragend – brüstet: Die interessiert wirklich keine Sau.

Ne Bratwoscht, Musik, was Süßes hinterher, Ramsch und Kram, bunte Lichter, Spielzeug für die Kinder und ein kühles Bier am Abend bei noch mehr Musik. Einfach sind des Lebens Freuden. Es tut auch mal gut, geerdet zu werden. Aber solche Gedanken macht man sich freilich erst hinterher.

Und dann gibt es da noch die Bands und Straßenmusiker. Soviel Leidenschaft trifft man selten im Alltag. Wie jemand völlig aufgeht in der Musik, eins ist mit seinem Instrument und ekstatisch Schweiß und Spucke in die Menge schleudert. Dagegen kann man sich nur schwer wehren und warum sollte man das auch wollen. Man stelle sich eine solche Leidenschaft bei Aldi an der Kasse vor oder beim Zugbegleiter der Bahn. Leidenschaft ist eine Eigenschaft, die Leiden schafft, klingt es mir in den Ohren. Gelobtes Deutschland, möge man dir dereinst den passenden Besen zu deinem Stock im Arsch schenken. Und wirklich, einige Zuschauer tuscheln verwirrt und schauen beschämt, angesichts der spastisch wirkenden Zuckungen der Musiker. Naja und manche schauen auch einfach gar nicht. Liebst du, was du tust, mit wem und wo du bist? It’s got to be perfect, it’s got to be worth it. Lieder wie fallende Groschen. Leidenschaft also. Note to self.

Das wilde Kind habe ich ausgelesen. Immer diese Gesellschaftskritik, ich weiß ja nicht. Da hat man dem wilden Kind die Wildnis aberzogen, war aber nicht imstande, ihm die Salonfähigkeit anzuerziehen. Da ist er nun, der arme Tropf und kann mangels Kenntnis der Symbole der Gottesverehrung nicht einmal um Erlösung beten und stirbt sprachlos, aber immerhin angezogen, im Alter von vierzig Jahren.

Nun denn, so wird es uns gottlob nicht ergehen.

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