Eben das Zeugnis für die bestandene Ausbildereignungsprüfung aus dem Briefkasten gefischt. Theorie na ja, Praxis tippitoppi. Nur eine Bestätigung dafür, dass ich „gut mit Menschen kann“ und es schon immer sinnlos fand, Faktenwissen anzuhäufen, das man a) immer nachlesen kann und das sich b) sowieso ständig ändert. War mir schon nach der Prüfung klar, dass der Gesetzeskram eine richtig gute Note verunmöglicht. Wie ich höre, erging es den anderen Prüflingen ähnlich.
Langsam holt mich die Langsamkeit ein. Ob mir das gefällt, weiß ich noch nicht. Das Zeugnis erinnert nur daran, was für eine turbulente Zeit hinter mir liegt, die vor gefühlten Äonen begann. Hierhin, dorthin, schnell, viel, Telefon, Mails, aha, soso, nee so, schau mal da, bitte gern, ist schon fertig, Kleinkrieg, Entscheidungen, reden, reden, reden. Am Ende so etwas wie ein Angebot, über das ich jetzt nachdenken muss.
Montag war ich Fahrrad fahren. Ganz gemütlich ohne Ziel. Durch die Stadt und aus ihr heraus, an Schrebergärten vorbei. Ein ärmelloses Feinripp spannt sich über die runde Kugel ihres gealterten Trägers, der seinerseits ein Ungetüm von Rasenmäher über die vielleicht 9 qm Rasen schiebt. Zwei Schritte dahinter sein weibliches Pendant, als Ausgleich für die fehlende Mittenkugel eine monströse Haarkrone über skeptisch gekräuselter Stirn. Sie hält das Rasenmäherkabel und langsam und gleichmäßig mit ihm Schritt. War mir nicht klar, dass man in solchen Anlagen auch Strom hat und irgendwie scheint mir der Zweck von Schrebergärten durch diese Erkenntnis noch weniger einleuchtend. Außerdem: Seit ich In Schrebers Garten von Klaas Huizing gelesen habe, komme ich nicht umhin, Schrebergärten irgendwie pervers zu finden. Das hat Herr Huizing bestimmt nicht gewollt.
Zurzeit lese ich Der letzte Weynfeldt von Martin Suter. Für gewöhnlich habe ich schon nach einigen Seiten ein ausreichendes Gesamtbild von der Hauptfigur, wodurch man sich wesentlich selbstverständlicher in der Fiktion quasi als ein unsichtbarer Teil von ihr bewegen kann – nicht so hier. Adrian Weynfeldt bleibt mir auch nach einem Drittel des Buches ein seltsames Rätsel und ich somit außen vor. Degradiert auf den Lesersessel. Vielleicht ist das ein geschickter Schachzug Suters, aber das bleibt abzuwarten.
Ansonsten tut sich nicht so viel. Zwar spürt man den Sommer nur episodisch auf der Haut, über’s Gemüt gelegt hat er sich dennoch. Alles ist so tjaachegalmorgenvielleicht. Und ich muss sagen, das ist schon ganz nett. Manchmal. Immer öfter. Freunde treffen, Kuchen essen, rumlungern. Große Ferien eben. Hin und wieder ein kleiner Stich, die blöde Existenz, die will, dass man sich Gedanken um sie macht.
Aber das kann noch ein bisschen warten.
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